9. Oktober 2016
Den vierten Stern in Windy City erlaufen
Mit meinem Laufkumpel und Vereinskameraden Christoph Burandt mache ich mich zu der weiten Flugreise nach Chicago auf. Die Anreise mit drei Flügen war etwas aufregend, aber der Schwabe spart wo er kann, auch am Preis beim Flugticket.
Der Chicago Marathon zählt zu den größten der Welt und gehört zu der World Marathon Majors Serie. Hier möchte ich mir den vierten Stern der Serie holen. Dazu habe ich das Projekt unter dem Motto „big 6 sub 3“ gestartet, was aussagen soll, dass alle grossen sechs Marathons unter der magischen Dreistunden Marke meistern möchte.
Nach der langen Flugreise und der Zeitverschiebung galt es sich schnell anzupassen. Wir hatten uns der Reisegruppe von interair angeschlossen und wurden von der deutschen Marathon Rekordhalterin Irina Mikitenko sportlich betreut. Ein gemeinsamer Lockerungslauf mit Irina Mikitenko führte uns am Freitagmorgen am Chicago River entlang. Bei herrlichen sonnigen Herbstwettern war der Blick auf die Skyline mit Willis und Hancock Tower traumhaft.
Am Renntag mussten Christoph und ich früh aufstehen, da der Start bereits um 7:30 Uhr erfolgte. Durch die hervorragende Organisation des Veranstalters waren Abgabe des Kleiderbeutels und das Betreten des zugeteilten Startblocks problemlos möglich. Bereits die Abholung der Startnummer auf der Marathonmesse tags zuvor war schon perfekt organisiert. Für ein kurzes Verkehrschaos sorgte der Besuch des amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Er war in die Stadt gekommen, um seine Stimme zur Präsidentschaftswahl per Briefwahl abzugeben.
Die Bedingungen waren an diesem frühen Morgen mit 11°C Lufttemperatur und strahlend blauen Himmel nahezu perfekt. Selbst der sonst übliche Wind in „Windy City“ war kaum zu spüren. Zur Startzeremonie sang eine Opernsängerin die amerikanische Nationalhymne. In Startblock A reihe ich mich auf der linken Spur ein. Dadurch komme ich bis in die dritte Startreihe vor, direkt an die Startlinie. Rechts neben mir werden die Profiathleten noch vorgestellt. Dann ertönt zum Start das Signalhorn und die 40.000 Starter werden auf die Strecke geschickt. Gleich zu Beginn geht es durch einen Tunnel und unter dem Chicago River unten durch. Nach einem kurzen Abstecher im Downtown Bezirk Loop geht es für einige Meilen in nördliche Richtung. Ich lasse mich, obwohl ich mich zurück halte, mitreissen und spule die ersten fünf Kilometer in 19:11 Minuten ab. Nach 7,5 Meilen haben wir den nördlichsten Punkt erreicht und nach 12 Meilen erreiuchen wir wieder die Downtown. Wir werden insgesamt fünf Mal den Fluss überqueren. Das spezielle hierbei ist, dass die Brücken meistens bewegliche Klappbrücken sind und konstruktionsbedingt große Lücken und Spalte auf der Fahrbahn aufweisen. Also Obacht geben, sonst Sturz! An der Monroe Street Bridge nach ca. 13 Meilen erwischt mich dann auch unserer Team Fotograf Isaak Papadopoulos mit seiner Kamera und macht ein geniales Foto.
Ich fühle mich noch super und gehe nach der Halben Distanz nach 1:22:21 Stunden durch. Die zweite Hälfte wird bekannterweise schwieriger, so auch hier in Chicago. Die perfekte Organisation zeigte sich auch auf der Strecke, wo insgesamt 12.000 freiwillige Helfer am Werk waren. Die schnelle Laufstrecke ist sehr flach und von langen Geraden geprägt.
Bei Kilometer 27 mache ich noch einen kleinen Stopp und bleibe an einer Videowand stehen. Ich verweile zirka 30 Sekunden und warte auf eine Nachricht für mich. Ohne Nachricht geht es dann weiter durch die Bezirke University Village und Pilsen nach Chinatown. Hier herrscht wieder eine super Stimmung und es ist richtig laut. Die 42,2 Kilometer lange Strecke säumten über eine Million begeisterte Zuschauer. Nach Kilometer 35 wird es wieder hart das Tempo hoch zu halten. Eine 4er Pace kann ich nicht mehr laufen, der Spilt bei der 40. Kilometermarkierung lautet 21:52 Minuten für die letzten fünf Kilometer, was einer Pace von 4:22 min/km entspricht. Die letzten zwei Meilen gehen schnurgerade in nördliche Richtung und hier herrscht ein fieser Gegenwind, der meine letzten Körner aufbraucht. Dann endlich nimmt die lange Gerade ein Ende und es geht rechts ab zum Ziel. Ich erreichte das Ziel nach 2:49:19 Stunden.
Nachdem ich dann im Zielbereich meinen Kleidersack samt Smartphone wieder hatte, habe ich natürlich gleich nach meinem Ergebnis im Internet geschaut. Ich belege den 333. Gesamtplatz und in der Altersklasse 40 den 32. Rang. Außerdem werde ich mit diesem Ergebnis zweitbester Deutscher Läufer mit neun Sekunden Rückstand zum besten Deutschen. Ich ärgere mich nur kurz über diesen Rückstand, den ich ja selbst bei der Videowand verbummelt hatte. Die Freude über meinen vierten Stern bei den Majors überwiegt. Insgesamt haben es an diesem herrlichen Tag über 40.000 Läufer ins Ziel geschafft. Mein Laufkumpel Christoph hat nach 3:41 Stunden gefinisht und wurde 7191.
Christoph Burandt (rechts) und Alex Schwarz mit der Medaille des 39. Chicago Marathon
hier geht es zu Youtube zu einem tollen Videotrailer von Isaak Papadopoulos